Quickfacts: Warum Lieferketten aktuell ins Stocken geraten
Unsere gewohnte Welt basiert auf komplexen Lieferketten und alles um uns herum ist in ständiger Bewegung - nur bekommen wir wenig davon mit. In den letzten Jahren haben Corona und andere Herausforderungen deutlich aufgezeigt, welche Bedeutung die Logistik in unserem Alltag hat - vom Supermarkt, über Online-Shops bis zur Tankstelle.
Wir klären kurz und bündig die Hintergründe aktueller Lieferengpässe und zeigen, wie die Logistikbranche mit mangelnden Rohstoffen und steigenden Energiepreisen umgeht.
Wie kommt es zu Lieferengpässen?
Verschiedene Ereignisse führten in den letzten Jahren zu weltweit anhaltenden Lieferengpässen und brachten viele Unternehmen in Bedrängnis. Just-in-time funktioniert nur bedingt, wenn Warenein- und Ausgänge in Lagerhäusern nicht exakt geplant werden können. Früher undenkbare Szenarien sind aktuell leider an der Tagesordnung.
Gestörte Lieferketten ähneln einem Domino-Effekt. Kommt es an einer Stelle zu Verzögerungen, hat das starke Auswirkungen auf alle weiteren Zwischenschritte.

Die Logistikbranche wächst
Unbestritten ist die Logistik eine der wenigen Wirtschaftszweige, die während der Corona-Zeit gewachsen ist. Die meisten stationären Geschäfte mussten zu machen und KonsumentInnen vermehrt online einkaufen. Das führte zu einem rasanten Anstieg des Paketvolumens und in dessen Folge zu einem Boom bei Logistikern.
Lockdown Auswirkungen auf Logistik und Wirtschaft
Pandemiebedingte Lockdowns in wichtigen Produktionsländern wie China, hatten dabei enormen Einfluss auf etliche Lieferketten. Dort werden ganze Städte und wichtige Umschlagplätze wie Shanghai unter Quarantäne gestellt. Fabriken machen wochenlang dicht und sämtliche Logistikabläufe geraten aus dem Gleichgewicht.
Somit können Produkte wie Schuhe, Kosmetik, Elektronik und Co. weder hergestellt, noch verschickt werden - was jede Branche betrifft und viele Unternehmen in Existenznöte bringt.

Eine oft widersprüchliche Situation:
Manche Konsumgüter sind lange Zeit kaum zu bekommen, da die Produktionskette nicht mehr nachkommt. Auch weil sich die Wirtschaft in westlichen Ländern wieder im Aufschwung befindet und viele Hersteller in Asien nicht darauf reagieren können.
Andere Produkte stapeln sich in überfüllten Lagerhäusern, weil sich HändlerInnen aus Angst vor weiteren Engpässen mit Waren eindecken.
Schlechte Versorgung durch Rohstoffmängel
Als wäre die Versorgung mit Nachschub nicht schon angespannt genug, steht die Logistikwelt vor weiteren, akuten Herausforderungen. Wegen der hohen Nachfrage vieler Produkte und gleichzeitig schlechter Verfügbarkeit, steigen die Rohstoffpreise enorm, was Produktion und Lieferung zusätzlich belastet.
Ein Beispiel - die Elektronik-Industrie:
Sie leidet unter einem anhaltenden Mangel an Siliziumchips, ohne die kein Computer, Smartphone oder Fahrzeug auskommt. Die damit verbundenen Lieferschwierigkeiten führen dazu, dass große Industriezweige - wie die in Deutschland wichtige Autoindustrie - ihre Produktion herunterfahren und große Umsatzeinbußen verkraften müssen.

Die wichtigsten Gründe neben pandemie-bedingten Produktionsausfällen, sind folgende:
Chipmangel durch Digitalisierung
Unsere Gesellschaft wird in jedem Bereich digitalisiert. E-Mails haben Briefe längst abgelöst, Notebooks ersetzen nicht nur Notizblöcke und es wird allmählich mehr mit NFC statt Papiergeld bezahlt. Überall findet man heute Elektronik, mitsamt ihren verbauten Chips - selbst eine Waschmaschine kommt nicht mehr ohne aus. Die Menge der benötigten Halbleiter ist längst so groß, dass die Nachfrage kaum zu befriedigen ist und es immer öfter zu Engpässen bei Chips und steigenden Preisen in der Industrie kommt.
Somit muss die Produktion gedrosselt werden, Verkaufsregale und Lagerflächen können nicht wie geplant befüllt werden. Umsätze gehen verloren - für jedes Unternehmen - vom Spediteuren, über Fulfillment-Anbietern bis zu Versanddiensten.

Technologische Eigenständigkeit
Die Vereinigten Staaten verdächtigen China der politischen und strategischen Einflussnahme durch dort produzierte Technologie. Andererseits wollen sie weniger abhängig von asiatischen Importen in diesem Wirtschaftsbereich sein. Beides führte zu chaotischen Situationen bei Halbleiter-Produzenten weltweit.
Aufträge wurden zurückgefahren oder storniert, bzw. anderweitig vergeben. Nun mangelt es vielen Elektronikproduzenten an Chips und neue Aufträge benötigen eine monatelange Vorlaufzeit, was die effiziente Planung der Lieferketten kompliziert macht.
Logistik in der Energiekrise
Die Folgen des Ukraine-Kriegs sind weltweit zu spüren. Neben all den tragischen Nachrichten, wirkt sich die daraus entstandene Energiekrise auch enorm auf die Logistikbranche aus.
- Zum einen fehlen in Europa hunderttausende Lastwagenfahrer, wo viele aus der Ukraine stammen.
- Zum anderen belasten die hohen Spritkosten den gesamten Güterverkehr. Bei Millionen von Fahrzeugen auf der Straße ist jede Benzinpreis-Erhöhung eine Hiobsbotschaft, die Transportunternehmen gewaltige Sorgen bereitet.

Jede Branche reagiert anders auf diese Lieferschwierigkeiten - zum Beispiel:
- Das Angebot von Produzenten und auch in Geschäften wird verkleinert, neue Modelle werden verschoben.
- Es wird auf alternative Produzenten oder Lieferwege geschwenkt, die weniger ausgelastet, aber oft teurer sind.
- Regionale Hersteller werden vermehrt eingesetzt, um Lieferausfällen entgegenzuwirken. Diese können in vielen Fällen jedoch nicht in der Menge produzieren, die benötigt wird.
Das zeigt, wie vernetzt unsere moderne Gesellschaft ist und welche globalen Auswirkungen ein Ereignis wie dieses insgesamt haben kann.
Wie Unternehmen gegensteuern können
Es ist eine komplexe Wissenschaft, uns mit all dem zu versorgen, was wir zum Leben brauchen.
- Dabei gilt es, Engpässe soweit es geht zu vermeiden, indem Lieferketten breiter aufgestellt werden und Abhängigkeiten von Lieferanten mit der Planung alternativer Anbieter reduziert werden.
- Vor allem die regionale Produktion wichtiger Güter sollte vielerorts gefördert werden, um schnell auf Ausfälle reagieren zu können und Abhängigkeiten möglichst zu reduzieren.

Unerwartete Ereignisse wie Lockdowns oder andere Krisen können so besser aufgefangen werden und haben keine weiten Transportwege.
Wir sehen, wie wichtig funktionierende Lieferketten in einer völlig miteinander verwobenen Welt sind und welchen Effekt die Logistik auf unser tägliches Leben, unsere Wirtschaft und die Umwelt hat. Die Logistik ist und bleibt ein treibender Faktor der Gesellschaft, die durch akute Probleme nun mehr ins Bewusstsein rückt.
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Bildquellen:
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